euphonies' excitement!

The journey of a girl struggling to follow God's principles in a bottom-line world.

Montag, Mai 16, 2005

sammeln ist schlecht

24,75 Jahre Existenz und ich darf nur acht Kartons davon behalten! Aussortieren heisst Kindergarten-Hefte wegschmeissen - die werde ich warscheinlich nicht mehr so schnell gebrauchen. Aber dann gibt es die Philo-Aufsätze, meine Musikbücher, die Bilder vom Gymnasium, die Kassetten, die ICH persönlich aufgenommen habe in der Hoffnung eines Tages Star zu werden (es gibt mehrere davon), oder die Kärtchen, die wir uns im Unterricht damals geschrieben haben - süss. Ich liebe die Sprüche wie "an meiner besten Freundin" wenn ich den Vornamen nicht mehr erkenne. Bin dafür zu oft umgezogen. Ich muss schmunzeln, wenn ich sehe wie viele Tagebücher ich angefangen habe und nach der dritten Seite aufgegeben habe. Irgendwie gehört zu mindest ein Stück vom Ganzen meinem Leben, oder nicht? Das macht mich nostalgisch!

Ein Goldstück war ein Brief von einem Manfred irgendwas. Ich kann mich genau daran erinnern wie kalt es war auf der Strasse vor dem Bahnhof in Aschaffenburg. Ich war mit dem französischen Kontingent einer Jugendkonferenz als ein Typ, wie besessen auf uns zukam als wir auf dem Pariser-Eurolines-Bus stundenlang warteten. Wir waren müde, da wir 3 Tage vor Ort beschäftigt waren und zwischendurch eigentlich gar nicht gross geschlafen hatten. Ich habe noch simultan engl/frz. gedolmetscht, da die frz. Truppe keine Dolmetscherin organisiert hatte. Typisch. :) Anyway, der Typ hat ohne Ende geschworen, geschriehen und mit brennenden grünen Augen gesagt, dass wir aufhören sollten, Gitarre zu spielen. Unsere Musik käme vom Teufel, der eh über Raum und Zeit regiert. An diesem Tag habe ich auf der Strasse ohne Scham evangelisiert bis eine Gruppe von Zuschauern sich vor unserer Gruppe getroffen hat. Danach durfte ich unter vier Augen mit ihm reden und ... er hat sich vor Ort bekehrt - oder es zumindest gesagt. Ich habe es nicht so richtig wahrgenommen und ihm nur eine moderne Bibel geschenkt, die ich ,,zufällig" in Aschaffenburg gekauft hatte - und wie bei allen Büchern, die ich damals geschenkt hatte - meine Adresse reingeschrieben (man lernt aus den Fehlern seiner Jugend, glaube ich). Ich las heute Morgen wieder, nach 5 Jahren einen Brief, den ich überraschenderweise von ihm bekam:

Liebe Euphonies,

ich hoffe ihr seid alle gut nach Hause gekommen. Ich möchte mich bei dir recht herzlich bedanken für dein nettes Geschenk, "die Bibel". Ich habe mich sehr darüber gefreut. An dem Tag wo ich dich und die anderen getroffen habe, war nicht gerade so mein Tag. In der Firma gab es Stress und auch sonst war es nicht so besonders. Ich bin nie ein religiöser Mensch gewesen, glaube aber auch nicht, dass ich ein böser Mensch bin. Aber mir ist besonders aufgefallen wie glücklich ihr alle gewesen seid. Das hat doch mein Interesse geweckt. Vielleicht ist es doch mehr als ich dachte. Ich lese also jeden Tag eine Spalte, aber nur das was mir gefällt.
[hier kommt ein Stückle über sein Leben]
Vielleicht hast du Lust, mir auch einen kleinen Brief zu schreiben. Ich habe noch nie einen Brief von einem Engel bekommen.

Liebe Grüsse aus Deutschland sendet dir,
Manfred

Manfred, wenn du das jemals liest, wollte ich dir nur sagen, dass ich den Brief garantiert nicht wegschmeisse :). Solche Briefe sind Goldstücke und sie erinnern mich auch daran, wie der Herr uns benutzen kann, wenn wir Ihm vertrauen. Ich musste fast weinen als ich den Brief gelesen habe.


Abgesehen davon ist umziehen keine leichte Sache. Vor allem wenn man nicht weiss wo es hingeht. So viel habe ich verstanden - Muddi und Vati müssen erstmal ein Paar Monate in den Staaten zwecks Unterstützung bleiben bevor sie ev. nach Europa zurückkommen. Also, kaum Platz für Euphonies-Schrott in irgendeinem Lager. Es wird ab Juli wirklich interessant. Heisst das dann, dass ich tatsächlich die Einzige der Familie bin, die noch in Europa wohnt?


Noch interessanter ist diese Frage: wenn es dieses Haus als "Heimat" nicht mehr gibt, wo möchte ich denn mein eigenes zu Hause sehen. Wie tief steckt deine Identität in Sachen, Orten, Erinnerungen, Erlebnissen? Bei jedem Umzug besteht diese Frage aber ich glaube es macht besonders Sinn, beim diesem Umzug. :)


Ansonsten sieht die Stadt der Liebe noch richtig schön aus. Ist mir besonders aufgefallen bei einem Spaziergang mit Bruderherz, der auch zwecks Umzug gerade hier ist. Ich geniesse den freien Tag in meiner Pariser zu Hause mit meiner komischen gemischten Familie so lang ich kann!